TK-DiSK: Das Projekt

Ziel unseres Projektes ist es, die TK und ihre Versicherten in die Lage zu versetzen, die Digitalisierung des Gesundheitswesens aktiv mitzugestalten und gewinnbringend zu nutzen. Zu diesem Zweck werden wir das Konzept der digitalen Gesundheitskompetenz bzw. Digital Health Literacy mit Fokus auf die GKV und ihre Versicherten wissenschaftlich begründen und ausformulieren. Auf dieser Grundlage erarbeiten wir anschließend konkrete Handlungsvorschläge dafür, wie Versicherungen sich als digital gesundheitskompetente Organisationen weiterentwickeln sowie die digitale Gesundheitskompetenz ihrer Versicherten fördern können.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist in vollem Gange: Internetbasierte Gesundheitsinformationen, sensorengestützte Diagnosen, evidenzbasierte Therapieempfehlungen, Self-Tracking, Fitness-Apps und online- Gesundheitscoachs – digitale Technik ist sowohl beim individuellen wie professionellen Gesundheitsmanagement nicht mehr wegzudenken. Die TK gestaltet diese neuen Entwicklungen federführend mit: Sie bietet ihren Versicherten u.a. einen online-Depressionscoach an und führt in Kooperation mit IBM und verschiedenen Krankenhausträgern eine elektronische Gesundheitsakte ein, in der die Versicherten ihre medizinischen Daten speichern, überblicken und Ärzten einsichtig machen können.

Ein digitalisiertes Gesundheitswesen braucht jedoch nicht nur technische Innovationen, sondern auch ein digitales Bewusstsein. Die Anwendung digitaler Technik wird zwar immer einfacher und alltäglicher – der mündige, informierte Umgang damit jedoch nicht. Wie Umfragen zeigen, räumen Verbraucherinnen und Verbraucher dem Schutz ihrer persönlichen Daten beispielsweise einen hohen Stellenwert ein und sind über die Datenerfassung insbesondere durch Facebook oder WhatsApp besorgt. Gleichzeitig handeln sie jedoch nicht entsprechend – die meisten sehen sogar vom Lesen der (komplizierten) Datenschutzerklärungen ab. Ein Gesundheitswesen, das die Vorteile der Digitalisierung nutzen und zugleich die bewährten Säulen der Evidenzbasierten Medizin, der Patientensicherheit und Patientensouveränität festigen will, braucht daher digital gesundheitskompetente Organisationen, Dienstleister sowie Nutzerinnen und Nutzer. Digitale Gesundheitskompetenz bzw. Digital Health Literacy meint dabei nicht nur eine Fähigkeit von Individuen, sondern auch eine Eigenschaft von Organisationen und Institutionen (Digital Health Literate Organizations). Nutzerinformationen von digital gesundheitskompetenten Organisationen sind beispielsweise leserfreundlich und verständlich – auch in Sachen Datenschutz. Doch Digital Health Literacy beschränkt sich nicht nur auf den informierten und kompetenten Umgang mit digitalen Technologien, sondern schließt auch, im Sinne „digitaler Mündigkeit“, das Bewusstsein ihrer ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen mit ein. Um beispielsweise das Solidarprinzip angesichts zunehmender Risikostratifizierung von Patienten und Versicherten durch Big Data zu erhalten, braucht es eine eindeutige und zuverlässige Positionierung der GKV.

Um das Konzept der Digital Health Literacy in diesem Sinne weiterzuentwickeln und für die TK nutzbar zu machen, wendet das vorliegende Projekt einen innovativen Methodenmix an: Es führt in aufeinander abgestimmten Schritten eine Dokumentenanalyse, eine Miniethnographie in Estland, Experteninterviews sowie Fokusgruppen-Interviews mit Versicherten durch. Auf diese Weise analysiert es, mit welchen datenschutzrechtlichen, sozialen und ethischen Herausforderungen sich eine digitalisierte Krankenversicherung konfrontiert sieht, welche Erwartungen Stakeholder sowie Nutzerinnen und Nutzer an sie haben, und wie sie sich vor diesem Hintergrund zu einer digital gesundheitskompetenten Krankenversicherung weiterentwickeln kann. Ergebnis des Projektes sind also
(1) neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Anforderungen an Digital Health Literacy bei Versicherten und Organisationen im Gesundheitswesen, und
(2) konkrete Empfehlungen, wie Organisationen ihre Digitalstrategie so ausbauen und erweitern können, dass neue digitale Anwendungen Vertrauen und Akzeptanz gewinnen und gesundheits- und digitalkompetent genutzt werden können.

Mit diesen Ergebnissen leistet das vorliegende Projekt einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und zur Erhaltung und Förderung der Patientensouveränität im digitalisierten Gesundheitswesen.