Programmierte Entscheidungen. Gefährdet die Digitalisierung unsere Selbstbestimmung?

Donnerstag, 28. September 2017, 20:00 Uhr, Villa Ichon

Computer, die uns Entscheidungen abnehmen, sind heute alltäglich: Smarte Videokameras spüren unerwünschte Personen auf, Smartphones generieren Depressionswarnungen und IBM’s Supercomputer „Watson Health“ soll dem Arzt Diagnose- und Behandlungsentscheidungen abnehmen. Digitale Entscheider gelten als effizient und rational, weil sie nicht ermüden, auf riesige Datenmengen zugreifen und sich nicht von Emotionen leiten lassen. Was bedeutet es jedoch für eine Gesellschaft, wenn sie politische, professionelle und persönliche Entscheidungen an Maschinen delegiert? Der Soziologe Zygmunt Bauman spricht hier von „organisierter Verantwortungslosigkeit“, weil tatsächlich niemand mehr antwortet. Das, was als „erwünscht“ und „unerwünscht“, also als „krank“ bzw. „gesund“ oder „normal“ bzw. „auffällig“ gilt, wird nicht mehr sozial ausgehandelt, sondern in Algorithmen verpackt, die Objektivität vorgaukeln. Droht uns eine maschinelle Technokratie, die unsere Selbstbestimmung unterhöhlt? Es diskutieren drei Experten, die im IT-Bereich arbeiten und sich seit Jahren mit den sozialen und politischen Dimensionen der Digitalisierung beschäftigen:

Frieder Nake, Professor für Graphische Datenverarbeitung an der Universität Bremen, Computerkünstler

Lars Fischer, Mitglied des Chaos Computer Clubs Bremen, forscht als Informatiker zur Sicherheit zukünftiger Energienetze an der Universität Oldenburg

Kai Osterhage, aktiv im Verein Digitalcourage („BigBrotherAwards“), seit über 20 Jahren in der IT beschäftigt

Moderation:

Silja Samerski, Sozialwissenschaftlerin an der Universität Bremen, forscht u.a. zur „Programmierung des Entscheidens“.